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  • Open Source Community: WordPress

    CC0 licensed photo by Musarrat Anjum Chowdhury from the WordPress Photo Directory.

    Jenseits des Codes: WordPress und die Kraft der Open-Source-Community

    Bisher haben wir euch in unserer Tool-Serie Softwares und Apps vorgestellt, die wir in unserem Arbeitsalltag benutzen. Der Großteil der von uns verwendeten Programme sind Open Source, das heisst sie werden von einer weltweiten Gemeinschaft von Entwickler*innen, Designer*innen und Enthusiast*innen unterstützt, die sich auf freiwilliger Basis zusammenschließen, um Projekte voranzutreiben und zu verbessern. Wie sich solch eine Community organisieren kann, schauen wir uns in dieser Ausgabe am Beispiel von WordPress an. Als ein bekanntes Beispiel für eine gut organisierte Open-Source-Community, die Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt, und ein Tool, das wir regelmäßig bei Konnektiv nutzen, eignet sich WordPress hervorragend für diese Ausgabe.

    Your first step … –

    Angefangen als einfache Blogging-Plattform im Jahr 2003 hat sich WordPress zu einem umfassenden CMS entwickelt, das von Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen auf der ganzen Welt genutzt wird. Auch Konnektiv nutzt WordPress für zahlreiche der Online-Plattformen, die unser Tech-Team aufbaut, beispielsweise für den Skala-CAMPUS, die Plattform KOPA oder Spenden mit Impact. WordPress zeichnet sich durch seine Flexibilität, Erweiterbarkeit und Benutzer*innenfreundlichkeit aus und bildet die Grundlage für Millionen von Websites aller Art. 

    Ohne die große Gemeinschaft, die sich für die Entwicklung und Organisation von WordPress einsetzt, wäre das alles nicht möglich. Doch wie strukturiert sich die lebendige Community?

    Bild links: CC0 licensed photo by Blazej Zablotny from the WordPress Photo Directory.
    Bild rechts: CC0 licensed photo by Ronnie Burt from the WordPress Photo Directory.

    … into the community!

    Die offizielle Website von WordPress bietet Zugang zu einer Fülle von Informationen und Ressourcen, darunter Dokumentationen, Foren und Entwickler*innenwerkzeuge. Zentrale Anlaufstelle für Menschen die sich einbringen möchten ist dabei make.wordpress.org. Dort finden sich zahlreiche Teams, die sich spezifischen Bereichen wie Core-Entwicklung, Design, Accessibility, Dokumentation und Community-Veranstaltungen widmen. Jedes Team arbeitet autonom, folgt dabei aber gemeinsamen Leitlinien und dem übergeordneten Ziel, WordPress zugänglicher und nutzer*innenfreundlicher zu gestalten. Daneben gibt es zahlreiche kostenlose Ressourcen um sich weiterzubilden und auf dem neusten Stand zu bleiben, darunter Videotutorials, Kurse und das offizielle Forum.

    Whether you’re a budding developer, a designer, or just like helping out, we’re always looking for people to help make WordPress even better.

    Make WordPress – offizielle Website

    Intern kommuniziert wird innerhalb der WordPress-Community vor allem über Slack und Matrix, zusätzlich gibt es in jedem Team wöchentliche textbasierte Online-Meetings. Die Gemeinschaftsaktivitäten beschränken sich jedoch nicht nur auf den digitalen Raum; es werden regelmäßig weltweite Events und Konferenzen organisiert, um Mitglieder aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenzubringen und Ideen auszutauschen. Neben lokalen Meet-Ups sind es vor allem die WordCamps, die große Teile der Community zusammenbringen. Auf den mehrtägigen Veranstaltungen finden eine Vielzahl von Workshops, Vorträgen und Diskussionen zu Themen wie WordPress-Entwicklung, Design und Marketing statt, daneben bieten sie einen Platz für aktive Mitarbeit während den Contributor Days, bei denen Teilnehmer gemeinsam an der Verbesserung von WordPress arbeiten können.

    Diese WordCamps werden von lokalen Teams und Freiwilligen organisiert und sind in der Regel recht günstig gehalten, um eine breite Teilnahme zu ermöglichen. Diese Community-gesteuerten Veranstaltungen sind ein zentrales Element der WordPress-Kultur und tragen dazu bei, die Gemeinschaft zu stärken und den Zusammenhalt innerhalb der Community zu fördern. Sie bieten eine informelle und einladende Atmosphäre, in der Menschen aus allen Bereichen des Lebens zusammenkommen können, um ihr Wissen zu teilen und voneinander zu lernen.

    Meetup Page auf der Website von Meetup Berlin, zu sehen ist der Berliner Bär (Wappen von Berlin) auf dem WordPress Logo

    WordPress Meetup Page Berlin auf Meetup

    Wie auch die IT-Branche im Allgemeinen sind auch ein Großteil der Open-Source Projekte heutzutage leider immer noch männlich und weiß dominiert. Dass Vielfalt und Inklusion aber wesentlich sind, um innovative und repräsentative Technologien zu entwickeln steht außer Frage. Eine aktive Förderung seitens der Projekte und Gemeinschaften ist nötig, um eine Vielfalt an Perspektiven und Ideen in Open-Source-Projekten zu schaffen. Neben vielen anderen Open-Source-Projekten, wie zum Beispiel Mozilla, hat es sich auch WordPress zum Ziel gesetzt, eine offene Umgebung zu schaffen, in der Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt und mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen zusammenkommen können, um gemeinsam an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten.

    Durch die Schaffung klar dokumentierter Prozesse und die Bereitstellung von Schulungsressourcen und Supportmöglichkeiten erleichtert WordPress den Einstieg für Neueinsteiger*innen und fördert die Teilnahme von Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen. Textbasierte Meetings und barrierefreie Kommunikationsmittel gewährleisten, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft die Möglichkeit haben, sich zu engagieren und ihre Ideen einzubringen, unabhängig von geografischer Lage, Sprachkenntnissen oder technischen Fähigkeiten. Dadurch, dass alle Meetings text-basiert sind, entsteht eine weitestgehend vorurteilsfreie Kommunikation, da die Einordnung von Beiträgen aufgrund bestehender Vorurteile anderer Mitglieder gegenüber Personen aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Stimme so direkt verhindert wird. Lediglich frei wählbare Avatare und Nicknames identifizieren die Kommunikationsteilnehmer*innen.

    Das Polyglots-Team von WordPress ist maßgeblich an der Übersetzung der Plattform in viele Sprachen beteiligt, wodurch WordPress für Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zugänglicher wird. Diese Initiative trägt dazu bei, die globale Reichweite von WordPress zu erweitern und eine vielfältigere Community zu schaffen, in der Menschen aus aller Welt vertreten sind.

    Die Förderung von Vielfalt und Inklusion in der Community ist nicht nur bei Veranstaltungen sondern auch in Führungspositionen und Programmen von großer Bedeutung. Erfolgreiche Beispiele sind z.B. das Diverse Speaker Training und die All-Women WordPress Release Squad. Für jedes neue Major Release von WordPress wird mit dem Release Squad ein Leitungs-Team aus knapp 50 Personen für die unterschiedlichen Steuerungsbereiche (bspw. Koordination, Core Coding, Design, Accessibility, Marketing, Dokumentation etc.) des Releases gebildet. Bei der Veröffentlichung von WordPress Version 5.6 am 8. Dezember 2020 bestand das komplette Release Squad aus Frauen. Mit diesem All-Women Release Squad soll zum einen die Sichtbarkeit von Frauen in der Community erhöht werden, zudem soll bewirkt werden, dass die Anzahl der Frauen sich auch in weiteren Projekten erhöht und Mitwirkende durch die Anwesenheit und Zusammenarbeit mit anderen Menschen, die sich als Frauen identifizieren, empowert werden.

    Auch bei Konnektiv sind wir bemüht, unser Team mit vielfältigen Perspektiven auszustatten und Inklusion zu leben. So versuchen wir ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, sowohl im Consulting, sowie auch im Tech-Team zu erhalten, zudem arbeiten wir mit lokalen Partner*innen auf der ganzen Welt zusammen. Mehr über unsere Values findest du auf unserer Website.

    Die WordPress-Community zeigt eindrucksvoll, wie eine global organisierte Open-Source-Gemeinschaft Diversität fördert und durch weltweite Events und Konferenzen zusammenhält. WordPress bietet ein Modell unter zahlreichen in der Open-Source Community, das zeigt, wie Technologie zum Wohle aller eingesetzt werden kann, insbesondere in einer Zeit, in der digitale Souveränität und der freie Austausch von Wissen immer wichtiger werden.

    Bild links: CC0 licensed photo by Shiva Shanker Bhatta from the WordPress Photo Directory
    Bild rechts: CC0 licensed photo by Topher from the WordPress Photo Directory

    PS: In diesem Beitrag haben wir fast ausschließlich Bilder aus dem WordPress-Fotoverzeichnis verwendet. Die WordPress-Community bietet über all die beschriebenen Features hinaus auch eine kostenlose Bilddatenbank. In diesem Fotoverzeichnis finden sich hochwertige Fotos, die von der Community eingereicht und unter der CC0-Lizenz veröffentlicht wurden. Mit einer Auswahl von über 15.000 Bildern können Website-Inhalte, Social-Media-Beiträge und mehr verbessert werden. Alle Fotos sind unter CC0 lizenziert, was bedeutet, dass sie frei verwendet werden können, ohne eine Quellenangabe machen zu müssen. Quellenangaben sind lediglich ein Best Practise, um Urheber:innen zu danken, sind jedoch nicht notwendig. Auch hier freut sich die WordPress-Community über Beteiligung: Mitwirkende können einfach Fotos über wordpress/photos einreichen.

  • Interview mit Miriam Seyffarth

    Portrait von Miriam Seyffarth

    Interview mit Miriam Seyffarth

    In dieser Ausgabe ist Miriam Seyffarth, Leiterin für Politische Kommunikation bei der Open Source Business Alliance, bei uns zum Thema Netzwerke zu Gast! Mit einem Hintergrund in politischer und kultureller Arbeit setzt sie sich bei der OSB Alliance leidenschaftlich für ihr Herzensthema Open Source ein. In unserem Gespräch beleuchtet Miriam die entscheidende Rolle der Community-Pflege für offene Technologien, wir sprechen über die Arbeit der OSB Alliance und welche Strukturen noch ausgebaut werden können, um das Innovationspotenzial der Open Source Communities zu entfalten. Willkommen zu einem spannenden Einblick in die Zukunft der digitalen Souveränität!

    Was macht die OSB Alliance?

    Die Open Source Business Alliance – Bundesverband für digitale Souveränität e.V. ist der Industrieverband der deutschen Open-Source-Wirtschaft. Wir vertreten über 200 Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland rund 95.000 Mitarbeiter*innen beschäftigen und einen Jahresumsatz von über 126,8 Mrd. Euro erwirtschaften. Zusammen mit unseren wissenschaftlichen Einrichtungen und Anwender*innenorganisationen setzen wir uns dafür ein, die zentrale Bedeutung von Open Source Software und offenen Standards für eine digital souveräne Gesellschaft nachhaltig im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Dieser digitale Wandel soll Unternehmen, Regierungen, Behörden und Bürgern gleichermaßen zugute kommen. Wir treten dafür ein, Open Source als Standard in der öffentlichen Beschaffung und bei der Forschungs- und Wirtschaftsförderung zu etablieren. Um unsere Ziele zu verwirklichen, stehen wir Unternehmen, Privatpersonen, Medien und der Politik als Expert*innen und Ansprechpartner*innen zur Verfügung.

    Warum ist Netzwerkarbeit besonders im Open Source Kontext wichtig?

    Gerade in der Open-Source-Branche sind viele kleine und mittelgroße Unternehmen aktiv, die miteinander in unterschiedlichsten Konstellationen kooperieren, um gemeinsam Software zu entwickeln oder Dienstleistungen anzubieten. Einige Unternehmen entwickeln Software, wieder andere Unternehmen bieten z.B. Schulungen oder Support für eben diese Software an. Viele Firmen verwenden Software oder Komponenten von anderen Mitgliedern des Open-Source-Ökosystems und bauen diese in ihre eigenen Lösungen ein. Gerade bei größeren Aufträgen schließen sich auch immer wieder Open-Source-Unternehmen zu Konsortien zusammen, um diese Aufträge übernehmen zu können. Die Netzwerkarbeit ist also schon allein aus wirtschaftlicher Sicht total wichtig.

    Insgesamt gibt es im Open-Source-Kontext sehr komplexe Geflechte von Unternehmen, öffentlicher Verwaltung, ehrenamtlichen Communities und Zivilgesellschaft und Wissenschaft, die miteinander agieren und Open Source gemeinsam voranbringen. Dieses vielfältige Ökosystem muss zum einen gepflegt und zum anderen politisch repräsentiert werden. Das übernehmen wir zusammen mit Partnerorganisationen wie z.B. der Free Software Foundation Europe und anderen. Wenn wir uns untereinander vernetzen, können wir unsere gemeinsamen Ziele besser verfolgen und z.B. gegen immer noch verbreitete  Vorurteile und Missverständnisse in Bezug auf Open Source ankämpfen. Gemeinsam können wir deutlich machen, wie groß das Potential von Open Source Software für Gemeinwohl, digitale Souveränität und Gesamtwirtschaft ist.

    techy OPEN-Schild in Leuchtbuchstaben

    Foto von Ben Taylor auf Pexels

    Arbeit an Open-Source-Projekten ist per se auch Netzwerkarbeit. Inwiefern sind Open Source Communities auch relevant für die Arbeit der OSB Alliance? (Gibt es hier andere Beziehungen zwischen Akteuren als in anderen Tech Bereichen?) 

    Viele der Mitgliedsunternehmen der OSB Alliance sind von Personen gegründet worden, die seit langen Jahren in Open-Source-Communities aktiv sind. Das hat diese Personen und damit auch ihre unternehmerische Tätigkeit sehr geprägt, die meisten Open-Source-Unternehmen sind z.B. sehr wertegetrieben. Die Communities spielen für die Open-Source-Unternehmen auch heute noch eine zentrale Rolle, denn viele Open-Source-Lösungen leben von der aktiven Community, die Bugs meldet, Feature Requests weiter gibt und generell die Software mit ihrem Interesse und ihrem Engagement am Leben erhält. Oftmals wechseln Community-Mitglieder irgendwann von der ehrenamtlichen Seite in das entsprechende Unternehmen und machen so quasi ihr Hobby zum Beruf. Die Unternehmen nehmen die Communityarbeit daher auch sehr ernst, viele Firmen haben z.B. eigene Communitymanager*innen, die sich intensiv um den Austausch mit der Community kümmern. Davon profitiert das jeweilige Unternehmen und damit auch wir als Verband.

    Ein häufiges Missverständnis ist, dass Communities automatisch entstehen würden, sobald man eine Open-Source-Lösung hat. Unsere Mitglieder wissen, dass das nicht so ist und dass man in den Aufbau und die Pflege einer Community Zeit und Energie stecken muss. Als Verband klären wir regelmäßig darüber auf, welche zentrale Rolle Communities in der Zusammenarbeit mit kommerziellen Open-Source-Unternehmen spielen.

    Diese Verflechtungen von Open-Source-Unternehmen und dazugehörigen Communities zeigen auch, dass das Besondere an Open Source ist, dass hier nicht nur Mehrwerte für die Wirtschaft entstehen, sondern auch für das Gemeinwohl und die Zivilgesellschaft. Am Ende des Tages sind wir daher ein Wirtschaftsverband, der zum einen die wirtschaftlichen Interessen unserer Mitglieder vertritt, dem aber Gemeinwohlaspekte wie z.B. „Public Money, Public Code“ ebenfalls sehr wichtig sind. Das geht auch aus unseren Leitlinien so hervor. Das unterscheidet uns wahrscheinlich von den meisten anderen Wirtschaftsverbänden. 

    Abstrakte Sprechblasen in verschiedenen Farben

    Foto von DeepMind auf Pexels

    Wie fördert die OSB Alliance den Aufbau von Netzwerken (zwischen Mitgliedern und nach extern)?

    Innerhalb des Verbandes haben wir zahlreiche  Austauschformate zum netzwerken: Die Mitglieder organisieren ihre gemeinsame inhaltliche Themenarbeit in Working Groups und Task Forces mit regelmäßigen Videocalls, über unsere interne Diskussionsplattform humhub und über Veranstaltungen vor Ort wie z.B. den Sovereign Cloud Stack Summit am 14. Mai in Berlin oder unseren jährlichen Netzwerktag im November in Berlin. Diese Events sind immer eine gute Gelegenheit, um sich sowohl unter den Verbandsmitgliedern zu vernetzen als auch mit dem „erweiterten Freundeskreis“ der OSB Alliance. Bei unserem regelmäßigen Format „Members & Products“ steht die Vernetzung der Mitglieder untereinander ganz besonders im Fokus.

    Als Verband haben wir außerdem eine ganze Reihe von Kooperationen mit anderen Organisationen, die ähnliche Ziele verfolgen, wie z.B. die Free Software Foundation Europe oder die Open Logistics Foundation. Je nach Thema gibt es immer mal wieder einzelne Kooperationen mit Organisationen wie z.B. dem Weizenbaum-Institut, Wikimedia Deutschland oder dem Bitkom. 

    Und wir sind als Verband auch selbst Mitglied in anderen Organisationen wie z.B. unseren europäischen Dachverband APELL, in dem die europäischen Open-Source-Business-Verbände organisiert und untereinander vernetzt sind. Einmal im Jahr findet eine große Konferenz der APELL-Mitglieder statt, bei der sich die Mitglieder aus ganz Europa vernetzen. Dieses Jahr ist dieses Netzwerkevent im Juni in Berlin.

    Inwiefern vernetzt sich die OSB Alliance international? Mit wem?

    Neben der bereits angesprochenen Vernetzung in unserem europäischen Dachverband APELL sind wir auch in regelmäßigem Austausch mit dem OpenForum Europe. Mit den hier vernetzen Organisationen, Stiftungen, und Unternehmen haben wir beispielsweise im vergangenen Jahr intensiv den Cyber Resilience Act begleitet und immer wieder kommentiert.

    Außerdem sind bei uns in der OSB Alliance nicht nur deutsche Unternehmen Mitglied, sondern z.B. auch Unternehmen aus Frankreich, der Schweiz oder Österreich, die auch unternehmerisch in Deutschland tätig sind. Daher gibt es immer wieder auch einen Austausch mit unseren Schwesterverbänden in den Nachbarstaaten, z.B. mit CNLL in Frankreich. Und wir besuchen auch regelmäßig Veranstaltungen und Konferenzen in Europa und der ganzen Welt, beispielhaft seien hier mal die „Open Source Experience“ in Paris und der „FOSSASIA Summit“ genannt. Dort vernetzen wir uns international mit anderen Open-Source-Unternehmen und Communities. Eines unserer Mitglieder war auch kürzlich bei einer Delegationsreise des Bundesministerium für Digitales und Verkehr nach Kenia dabei, um sich vor Ort einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Rolle Open Source bei lokalen Communities und der öffentlichen Verwaltung spielt.

    Was fehlt noch an Strukturen für die Community um ihr volles Innovationspotenzial entfalten zu können und die nächste Stufe was Anwendung und Akzeptanz angeht zu nehmen?

    Zum einen ist hier der Staat am Zug: Open Source wird zwar in diversen Beschlüssen, dem Koalitionsvertrag, der Digitalstrategie, der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie etc. immer wieder positiv hervorgehoben und an vielen Stellen auch schon von der öffentlichen Verwaltung eingesetzt. Aber wenn es darum geht, auch gezielt in das Open-Source-Ökosystem zu investieren, nachhaltige offene Infrastrukturen aufzubauen und Kompetenzen aufzubauen, dann rutscht Open Source bei der Politik schnell wieder nach unten auf der Prioritätenliste und dann wird doch lieber wieder für viele Milliarden Euro proprietäre Software eingekauft – obwohl die Vorzüge von Open Source Software den Beteiligten durchaus bekannt sind. Das muss sich dringend ändern, wir brauchen nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern auch mehr konkretes Commitment. Dafür setzen wir uns als Verband politisch ein.

    Wir kümmern uns zum anderen aber auch darum, bestehende Vorurteile und Missverständnisse abzubauen und über die Vorzüge von Open Source für Wirtschaft und Gemeinwohl zu informieren.

    In vielen Fällen ist es auch so, dass Verwaltungen oder Unternehmen auf uns zukommen und sagen „Wir wollen gerne Open Source einsetzen, wissen aber noch nicht so richtig, wo wir anfangen sollen“. Hier versuchen wir Hilfestellungen zu geben und zu unterstützen.

    Wir haben als Verband in den letzten Jahren viel Sichtbarkeit gewonnen und werden daher inzwischen oft für Stellungnahmen oder Projekte angefragt – immer wieder kommen wir dabei an die Grenzen unserer Ressourcen, dabei würden wir gerne noch viel mehr Initiativen und Projektideen auf die Straße bringen. Deswegen freuen wir uns immer über neue Mitglieder, die Lust haben, sich gemeinsam mit uns in einem vielfältigen politischen Themenspektrum für Open Source zu engagieren.