Click Work – It’s Complicated
Foto von Andras Vas auf Unsplash
Click Work – It’s Complicated
Die sogenannte KI oder künstliche Intelligenz – lernende algorithmische Systeme, die auf der Grundlage von Daten autonome Entscheidungen treffen – hat sich schon längst in unseren Alltag integriert. Egal, ob Sie in sozialen Medien aktiv sind, Online-Zahlungs-Apps, Karten- und Navigations-Apps, Audio-zu-Text-Transkription, Autokorrektur und so weiter anwenden – Sie haben sich mit Sicherheit schon einmal, absichtlich oder unabsichtlich, auf eine algorithmische Entscheidungsfindung verlassen. Was den meisten jedoch nicht bewusst ist: hinter diesen scheinbar automatisierten und intelligenten Maschinen stehen die “unsichtbaren” Klickarbeiter*innen oder Clickworker. Klickarbeiter*innen sind für den Erfolg vieler dieser Systeme unerlässlich.
Sie trainieren die Algorithmen dort, wo sie noch Defizite haben, füttern sie mit Daten und helfen ihnen, Dinge zu erkennen und zu kategorisieren, die sie noch nicht kennen. Zu ihren Aufgaben gehören die Kennzeichnung und Kategorisierung von Daten, die Aufnahme kurzer Sätze, die Moderation von Inhalten, die Transkription von Audiodaten und vieles mehr. Erscheint einem banal, ist jedoch extrem notwendig.
Es ist erwiesen, dass die Arbeitsbedingungen rund um die Klickarbeit alles andere als fair sind und die Art und Weise, wie sie gestaltet ist, großen Unternehmen wie Facebook, OpenAI und Google sowie den Mikro-Tasking-Plattformen, die diese Unternehmen mit den einzelnen Klickarbeiter*innen verbinden, wie Clickworker, Amazon Mechanical Turk (AMT) und Sama zugute kommt, aber selten den Arbeiter*innen selbst. Klickarbeiter*innen haben kein offizielles Arbeitsverhältnis, sie sind in der Regel selbständig, haben keine Verträge und erhalten daher keine Sozialleistungen, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keinen Jahresurlaub, keine Krankenversicherung, keine Rentenversicherung und nicht einmal die Verpflichtung, den Mindestlohn des Landes zu zahlen, in dem sie wohnen, und werden im Akkord bezahlt.
Die Aufgaben sind teils nur Minutenkurz und die Vergütung liegt nur bei ein paar Cent. Die Arbeitnehmer*innen werden oft nach Leistung und nicht nach der Zeit bezahlt, die sie für eine Aufgabe aufwenden, was bedeutet, dass die meisten Arbeitnehmer*innen so viele Aufgaben wie möglich übernehmen müssen, damit Klickarbeit sinnvoll ist. Wenn der Output nicht genehmigt wird, werden die Arbeitnehmer*innen für die Zeit nicht entlohnt, die sie für eine Aufgabe aufgewendet haben. All diese Bedingungen führen zu Überlastung, Angst und Depression, sozialer Isolation und auch Schlafmangel. Diese Plattformen sind bereits berüchtigt für ihre unfaire und intransparente Entlohnung und die Ausbeutung von Klickarbeiter*innen, insbesondere in Ländern mit globaler Mehrheit.
Darüber hinaus sind die Klickarbeiter*innen, insbesondere die sogenannten Content Moderators, ständig erschreckenden Inhalten ausgesetzt, die sie herausfiltern müssen. Dieses führt zu psychischen Traumata bei unzureichender therapeutischer Unterstützung durch ihren Arbeitgeber.
Außerdem bietet die Klickarbeit kaum Möglichkeiten für eine substanzielle berufliche Weiterentwicklung (durch Schulungen und/oder soziale Netzwerke), was bedeutet, dass die Arbeit kaum dazu beiträgt, einen stabileren Arbeitsplatz zu finden.
Klickarbeit als Chance
Trotz dieser bekannten Bedingungen zieht die Klickarbeit aus verschiedenen Gründen immer mehr Menschen an, wobei der wichtigste Grund die Flexibilität ist, die sie bietet. Aus diesem Grund ist die Klickarbeit für viele Frauen und Menschen mit Behinderungen besonders attraktiv. Da man für Klickarbeit das Haus nicht verlassen muss, schließen sich immer mehr Frauen mit Betreuungs- und Haushaltspflichten den Mikrotasking-Plattformen an. Das Gleiche gilt für Menschen mit Behinderungen, die sonst auf eine angemessene Infrastruktur angewiesen wären (die in den Ländern der globalen Mehrheit in der Regel fehlt), um zur Arbeit zu gelangen, oder die ihr Haus gar nicht verlassen können.
Darüber hinaus können diese Plattformen als eine große Chance für eine bessere Eingliederung gefährdeter und marginalisierter Gruppen gesehen werden – die es normalerweise schwer haben, einen Arbeitsplatz zu finden -, da jede/r diesen Plattformen beitreten kann, auf denen Diskriminierung u. a. aufgrund von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, Behinderung, Bildungsniveau, Vorstrafen und/oder Einwanderungsstatus minimiert wird oder gar nicht vorhanden ist. Mit anderen Worten: Diese Plattformen fungieren als Tor zum digitalen Arbeitsmarkt, wo der Zugang zum traditionellen Arbeitsmarkt nicht möglich oder schwierig ist, indem sie Barrieren und unflexible Arbeitszeiten beseitigen. Diese Art von Arbeit ist auch eine große Chance für prekär Beschäftigte und hochqualifizierte, aber unterbeschäftigte Menschen, insbesondere in Ländern mit globaler Mehrheit.
Klickarbeit kann daher als Emanzipations- und Empoweringsinstrument für viele Gruppen von Menschen betrachtet werden, die ansonsten auf die finanzielle Unterstützung anderer angewiesen wären, um ihre Grundbedürfnisse überhaupt decken zu können.
Vor allem viele Frauen können durch Klickarbeit ein Gefühl der Erfüllung empfinden, da sie sich von ihren erwarteten Haushaltspflichten unterscheidet, gleichzeitig jedoch nicht mit diesen Pflichten kollidieren muss. Darüber hinaus erhalten Frauen in patriarchalischen Gesellschaften, die aufgrund der Geschlechterrollen, die sie auf häusliche Pflichten und den Verbleib zu Hause beschränken, bisher nicht arbeiten durften, durch die Klickarbeit die Möglichkeit, in den Arbeitsmarkt einzutreten. Der finanzielle Gewinn, der sich daraus ergibt, kann zu mehr Autonomie und Handlungsfähigkeit führen.
Gleicher Job, unterschiedliche Erfahrungen
Trotz des in der Regel diskriminierungsfreien Zugangs zur Klickarbeit erleben verschiedene Gruppen von Menschen diese unterschiedlich, und ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren auf individueller Ebene kann unterschiedliche Auswirkungen auf Klickarbeiter*nnen haben. Deshalb ist es unbedingt notwendig, die Erfahrung von Klickarbeit aus einer intersektionalen feministischen und dekolonialen Perspektive zu betrachten.
Klickarbeit in globalen Minderheit- vs. globalen Mehrheitsländern
Klickarbeit ist ein globales Phänomen. Sowohl Menschen aus globalen Minderheiten- als auch aus globalen Mehrheitsländern sind zunehmend auf der Suche nach Klickarbeit, um finanziellen Gewinn zu erzielen. Tatsächlich sind die meisten AMT-Klickarbeiter in den USA ansässig, wobei Indien der zweitgrößte Anbieter von Klickarbeit für AMT ist. Theoretisch ist der Zugang zu diesen Plattformen vorurteilslos und für alle offen. Doch praktisch werden auf diesen Plattformen bestehende geografische Ungleichheiten reproduziert und sogar ausgenutzt.
Es besteht ein enormes Lohngefälle zwischen den Ländern der globalen Mehrheit und den Ländern der globalen Minderheit, wobei die Entlohnung in den Ländern der globalen Mehrheit deutlich niedriger ist. Das Fehlen von Arbeitnehmerschutzgesetzen, die auch einen allgemeinen Mindestlohn vorschreiben, wird in der Regel ausgenutzt und ist einer der Hauptgründe für die Auslagerung dieser Aufgaben. Darüber hinaus werden höher bezahlte Aufgaben in der Regel Klickarbeiter*innen aus globalen Minderheitsländern mit dem Argument vorbehalten, dass sie über eine höhere Qualifikation verfügen, obwohl viele Klickarbeiter*innen aus globalen Mehrheitsländern für diese Aufgaben überqualifiziert sind. Gleichzeitig werden schlechter bezahlte Aufgaben gezielt an Arbeitnehmer*innen aus Ländern der globalen Mehrheit vergeben, da sie meistens bereit sind, für viel weniger Geld zu arbeiten.
Arbeitnehmer*innen aus Ländern der globalen Mehrheit werden dazu gebracht, gegeneinander zu konkurrieren, wer mehr für weniger Geld arbeiten kann. Klickarbeit-Plattformen machen sich diesen ‚Race to the bottom‘ zunutze, wohlwissend, dass es keine lokalen gesetzlichen Maßnahmen gibt, die dieses Phänomen durch die Durchsetzung eines allgemeinen Mindestlohns verhindern würden. Postkoloniale Strukturen lassen diese Art der Ausbeutung zu. Darüber hinaus werden Klickarbeiter*nnen ständig von KI-Bewertungssystemen überwacht und ihre Arbeit verfolgt, was den Plattformen die Möglichkeit gibt, die Arbeitsprozesse der Klickarbeiter*nnen ständig zu beobachten und ihnen Zugang zu massiven Daten zu gewähren.
Die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte mit unfairen Arbeitsbedingungen in Ländern der globalen Mehrheit durch Big Tech-Unternehmen ist ein Ausdruck des digitalen (Neo-)Kolonialismus.
Frauen in der Klickarbeit
Obwohl der Klickarbeit-Arbeitsmarkt weltweit gesehen überwiegend männlich ist, arbeiten aus den oben genannten Gründen zunehmend Frauen auf Klickarbeit-Plattformen. Das Verhältnis von Männern und Frauen, die in der Klickarbeit tätig sind, ist je nach Land oder Region unterschiedlich. Während beispielsweise in den USA 55 % der AMT-Beschäftigten Frauen sind, sind in Indien nur 18 % der AMT-Beschäftigten Frauen. Die Zahlen sind vielleicht nicht in jeder Studie gleich, aber die allgemeine Richtung ist dieselbe: Derzeit sind mehr Männer als Frauen in der Klickarbeit tätig. Eines ist jedoch klar: Frauen und Männer haben unterschiedliche Gründe für die Klickarbeit, und die Klickarbeit wird von Männern und Frauen unterschiedlich erlebt.
Bei Männern ist es viel wahrscheinlicher als bei Frauen, dass sie einen regulären Vollzeitjob haben, bevor sie Klickarbeit annehmen. Bei Frauen hingegen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie in einem unkonventionellen Arbeitsverhältnis stehen, z.B. als Selbstständige, in einem Teilzeitjob, im Ruhestand oder sogar arbeitslos. Mehr Frauen als Männer verlassen sich auf die Klickarbeit als ihre primäre oder einzige Einkommensquelle. Für die meisten Männer ist die Klickarbeit eine Möglichkeit, ihr Einkommen aufzubessern, aber sie verlassen sich nicht vollständig darauf. Klickarbeiterinnen, selbst überqualifizierte, sind daher eher geneigt, die prekären Arbeitsbedingungen der Klickarbeit zu akzeptieren, da sie davon abhängig sind und möglicherweise keine andere Arbeit finden.
Die Tatsache, dass die Motivationsfaktoren von Männern und Frauen unterschiedlich sind, kann direkt auf die patriarchalische Struktur der Gesellschaft zurückgeführt werden. Klickarbeiterinnen sind stärker durch Geschlechterrollen eingeschränkt als Männer. In der Tat ist die Klickarbeit für viele Frauen und die Männer in ihren Familien aufgrund ihrer geschlechtsspezifischen Verantwortung sogar vorzuziehen. Erstens ist die Schwierigkeit, mit der insbesondere Frauen beim Eintritt in den traditionellen Arbeitsmarkt konfrontiert sind, einer der Hauptgründe für viele Frauen, andere Arbeitsformen wie die Klickarbeit zu suchen. Zweitens werden Frauen, wie bereits erwähnt, durch die häufig vorgeschriebenen Haushaltspflichten, die sich aus den Geschlechterrollen ergeben, auf den häuslichen Bereich beschränkt und können nicht in den traditionellen Arbeitsmarkt eintreten. Klickarbeit bietet diesen Frauen eine großartige Möglichkeit, von ihren Familien die Zustimmung zur Arbeit zu erhalten, da sie weiterhin zu Hause bleiben und “ihre Pflichten als Frau, Ehefrau und Mutter erfüllen” können. Einige Frauen geben sogar ihre regulären Jobs auf, um Klickarbeiterinnen zu werden, da dies mehr mit den Erwartungen an sie übereinstimmt, während andere ihre Tätigkeit vor ihren Familien, die nicht akzeptieren, dass eine Frau Arbeitet, verbergen müssen.
Da Frauen in erster Linie als Betreuerinnen angesehen werden, müssen Frauen mit Kindern die Arbeit mit der Betreuung ihrer Kinder und des Haushalts in Einklang bringen. Viele Frauen arbeiten an ihren Klick-Arbeitsaufgaben, während oder sogar nachdem sie ihre unbezahlte Betreuungsarbeit leisten. Die meisten Frauen arbeiten nachts für längere Zeiträume oder tagsüber für kürzere Zeiträume und erledigen damit auch kürzere Aufgaben. Viele Studien haben ein globales geschlechtsspezifisches Lohngefälle bei der Klickarbeit festgestellt, das darauf zurückzuführen ist, dass Frauen ständig durch ihre unbezahlte Betreuungsarbeit und ihre “häuslichen Pflichten” unterbrochen werden und daher nur kürzere und weniger gut bezahlte Aufgaben übernehmen können, trotz dass Frauen aber die gleiche Stundenzahl wie Männer arbeiten. Die meisten Männer hingegen arbeiten ununterbrochen nachts oder abends nach Beendigung ihrer Tagesbeschäftigung, ohne einen Zyklus von unbezahlter und bezahlter Arbeit durchlaufen zu müssen. Auch wenn die meisten Jobs für Klickarbeiter*innen aus Ländern der globalen Mehrheit nachts vergeben werden (aus Ländern der globalen Minderheit werden sie meist während des Arbeitstages vergeben), können Frauen diese Aufgaben aufgrund ihrer Betreuungspflichten tagsüber nicht wahrnehmen. In den meisten Fällen können sich Frauen, die Klickarbeit übernehmen, keine Kinderbetreuung leisten, und in Ländern mit unzureichenden Kinderbetreuungseinrichtungen haben sie keine andere Wahl, als zwischen Klick- und Betreuungsarbeit zu jonglieren.
Die Überlastung und die Tatsache, dass ihre Betreuungsarbeit weder entlohnt noch besonders gewürdigt wird, weil sie selbstverständlich ist, kann sich auf die psychische und physische Gesundheit der Frauen auswirken. Der Aspekt der (persönlichen) Flexibilität, der viele Frauen anspricht, wird in Wirklichkeit durch die Verdoppelung der Belastung eingeschränkt. Wir sollten uns fragen, ob diese Flexibilität nicht die Freiheit der Frauen einschränkt, indem sie die patriarchalische Kontrolle darüber, wo, wie und in welchem Umfang Frauen arbeiten, verstärkt und die bestehenden Geschlechterrollen zementiert. Da Klickarbeiter*innen außerdem nach Stückzahlen bezahlt werden, müssen sie immer online/verfügbar sein, um einen angemessenen Betrag zu verdienen.
Eine weitere wichtige Folge der Klickarbeit für Frauen ist die soziale Isolation und Entfremdung. Da Arbeiterinnen die ganze Zeit zu Hause bleiben, nimmt ihre Teilhabe an der Gesellschaft ab und sie werden unsichtbar. Die Rückkehr vieler Frauen von ihren traditionellen Arbeitsplätzen in die häusliche Enge sowie die soziale Isolation, die mit der Klickarbeit einhergeht, erhöhen das Risiko des Auftretens von häuslicher Gewalt und des Mangels an Unterstützung und Anerkennung durch die Gemeinschaft, der während des Covid-19 nachweislich zugenommen hat. Außerdem sind Frauen, die hinter dem Rücken ihrer Familien arbeiten, auch vermehrt häuslicher Gewalt ausgesetzt.
Während die Umstände der Klickarbeit Frauen im Allgemeinen stärker betreffen als Männer, sind, wie oben gezeigt, außerdem Frauen aus Ländern der globalen Mehrheit stärker betroffen als Frauen aus Ländern der globalen Minderheit. Das Fehlen angemessener sozialer Sicherungssysteme und guter Kinderbetreuungseinrichtungen in vielen Ländern der globalen Mehrheit stellt eine zusätzliche Belastung für arbeitende Frauen in Ländern der globalen Mehrheit dar. Außerdem sind die Geschlechternormen in den Ländern der globalen Mehrheit häufig stärker ausgeprägt, weshalb mehr Frauen bzw. ihre Familien in den Ländern der globalen Mehrheit es vorziehen, von zu Hause aus zu arbeiten.
Fehlende Vergewerkschaftlichung und Regulierung
Trotz der oben erwähnten unfairen Bedingungen im Zusammenhang mit der Klickarbeit ist eine gewerkschaftliche Organisation aufgrund der geografischen Streuung und der Isolation der Klickarbeiter*innen sehr schwierig. Der Grad der gewerkschaftlichen Organisation ist bei Klickarbeit-Plattformen recht niedrig (5 %). Die Arbeitnehmer*innen stehen daher vor der Herausforderung, bessere Bedingungen und ihre Rechte einzufordern, und da ihre Arbeitgeber nicht vertraglich gebunden sind, gibt es keine Garantien, dass ihre Forderungen erfüllt werden.
Das Zuhause ist ein unterregulierter Ort, wird aber zunehmend zu einem Arbeitsplatz und im Falle vieler Klickarbeiter*innen zum einzig möglichen Arbeitsplatz. Die politischen Entscheidungsträger*innen müssen diese Tatsache anerkennen und die geschlechtsspezifischen Probleme im Zusammenhang mit der Klickarbeit anerkennen und angehen. Da viele Klickarbeiter*innen jedoch unsichtbar geworden sind und sich nicht gewerkschaftlich organisieren können, ist es für die Regulierungsbehörden schwierig, ihre Arbeitsbedingungen wahrzunehmen und anzuhören. Dadurch stehen die Regulierungsbehörden vor dem Hindernis, ihre Zielgruppe zu identifizieren, da Klickarbeiter*innen eine unsichtbare Arbeitskraft sind und nationale Statistiken über sie fehlen.
Um Klickarbeiter*innen zu schützen, müssen Klickarbeit-Plattformen gezwungen werden, sich an internationale und nationale Arbeitsgesetze zu halten, und bei Nichteinhaltung zur Rechenschaft gezogen werden. Die nationalen Arbeitsgesetze müssen auf digitale Arbeitsplattformen ausgedehnt werden. Um die zusätzlichen Belastungen, denen Frauen ausgesetzt sind, zu bewältigen, müssen die Regierungen, insbesondere in Ländern mit globaler Mehrheit, in eine solide Betreuungsinfrastruktur investieren und für eine bessere soziale Absicherung sorgen. Mehr Sichtbarkeit, Rechenschaftspflicht und Vertretung können im Kampf für die Rechte von Klickarbeiter*innen einen großen Beitrag leisten.
Schlussfolgerung
Klickarbeit kann zwar für viele Frauen und marginalisierten Gruppen, die sonst nur begrenzten Zugang zum traditionellen Arbeitsmarkt haben, ein Instrument zur Stärkung des Selbstbewusstseins, der Handlungsfähigkeit, der Unabhängigkeit und der Eigenständigkeit sein, doch sie hat auch das Potenzial, strukturelle Ungleichheiten zu reproduzieren und jahrelange Fortschritte zunichte zu machen. Obwohl die allgemeinen Arbeitsbedingungen im Zusammenhang mit Klickarbeit bekanntermaßen ausbeuterisch sind, unterscheiden sich die Erfahrungen von Frauen als Klickarbeiterinnen aufgrund bestehender patriarchalischer struktureller Normen und Geschlechterrollen deutlich von denen der Männer.
Sie schränken die Mobilität von Frauen und gefährdeten Gruppen ein und führen so zu einer weiteren Marginalisierung von der Gesellschaft. Darüber hinaus werden die Erfahrungen von Frauen in Ländern mit globaler Mehrheit durch das Fehlen von Sozialversicherungssystemen und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie durch stärkere strukturelle und gesellschaftliche Ungleichheiten noch verschärft. Die Unsichtbarkeit von Klickarbeiter*innen aufgrund sozialer Isolation und mangelnder gewerkschaftlicher Organisierung stellt für die Regulierungsbehörden ein Hindernis dar.
Wenn den Klickarbeiter*innen genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird, können die Plattformen, die sie beschäftigen, und ihre Einhaltung der internationalen und nationalen Arbeitsgesetze sowie die Bereitstellung starker Sozialsysteme die Eckpfeiler sein, um ein günstiges Umfeld für Klickarbeiter*innen zu gewährleisten.
Der Artikel ist in der englischen Originalversion auch auf superrr.net zu finden.