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  • Digitale Kultur und internationale Projekte

    Bildschirmfoto des Spiels Animal Crossing von Joshua Wong via X

    Digitale Kultur und internationale Projekte

    In unserem Kulturimpuls präsentieren wir spannende Projekte, Künstler*innen, Spiele und vieles mehr rund um digitale Kultur und gesellschaftlichen Wandel. Dieses Mal geht es um Netzkunst, starke Netzwerke, Internetkulturen und Gaming und die Bedeutung ihrer Verflechtung.

    The Medium is the Message“: Post-Internet-Kunst & Marisa Olson

    Die These „The medium is the message” stammt von dem Medientheoretiker Marshall McLuhan und ist für die Interpretation der Netzkunst bedeutend. Der Satz spielt darauf an, dass die Form und der Inhalt von Netzkunst immer von den technischen Gegebenheiten des Mediums beeinflusst sind und damit die Wirklichkeit verändern können. Die Netzkunst vereint unterschiedliche Werke, die in digitalen, aber auch in analogen Netzen geschaffen werden. Diese Kunstform wird also erst durch die Nutzung dieses Netzes möglich. 

    Im Jahr 2014 wurde in der internationalen Kunstszene der Begriff „Post-Internet-Art“ prominent. Bezeichnend für diese Bewegung ist unter anderem die Umwandlung von virtuellen Inhalten in handfestes Material. So werden beispielsweise vermehrt Online-Objekte mit dem 3D-Drucker offline wieder greifbar gemacht. Doch was hat es mit dieser Rückbesinnung auf das Materielle auf sich? 

    Der Begriff „Post-Internet“ wurde maßgeblich von Marisa Olson im Jahr 2008 geprägt. Das „Post“ in Post-Internet-Art meint die Kunst, die aus dem Internet entspringt und meist von Digital Natives geschaffen wird. Kunst also, die bereits unser Alltag ist und nicht schon „post”, also vorüber ist. Kurator und Architekturhistoriker Carson Chan beschreibt die Post-Internet-Art als einen „Internet State of Mind“, also als Kunst, die nicht unbedingt mit oder für das Internet geschaffen wird, sondern vielmehr als ein vom Internet beeinflusstes Denken. In ihrer Performance WellWellWell beschäftigt sich Olson beispielsweise mit dem Leben in der „Post-Internet-Ära“. Mit Hilfe von internetbasierten Videos und Live-Motivationstrainings stellt Olson einen Guru-ähnlichen Kult nach. Die Videos zeigen, wie digitale Technologien Stress auslösen, aber auch abbauen können. Laut Brad Troemel unterscheidet sich die Post-Internet-Art von der Netzkunst der 1990er Jahre in dem Sinne, dass sie das Internet nicht mehr als Tor zur Zukunft, sondern als Archiv und Treiber seiner eigenen Obsoleszenz begreift. 

    Der Transfer von digitaler Kunst in physische Räume und zurück, etwa durch Fotografien materieller Kunstwerke, die wieder ins Netz gestellt werden, zeigt, wie die Grenzen zwischen digitaler und physischer Welt verschmelzen und wie genau dies einen Teil unseres Alltags widerspiegelt. 

    Website mit Pop-Art-Illustrationen und Video-Tutorials von Marinas Olson

    Bildschirmfoto von Marinas Olsons wellwellwell.guru (2018)

    Ushahidi: Netzwerke im Katastrophenschutz

    Im Jahr 2008 ins Leben gerufen, entstand Ushahidi mit dem Ziel, Gewaltverbrechen während der Unruhen in Kenia zu dokumentieren und geografisch zu verorten. Die Open-Source-Plattform, deren Name auf Swahili “Zeugenaussage” bedeutet, ermöglicht es Nutzer*innen von lokalen Gemeinschaften bis hin zu internationalen Organisationen, Daten in Form von Texten, Bildern und Videos hochzuladen. Diese Informationen werden dann auf einer interaktiven Karte dargestellt und können mithilfe verschiedener Tools analysiert werden, um räumliche Zusammenhänge und die Verbreitung von Ereignissen zu verstehen.

    Ushahidi nutzt Crowdsourcing effektiv, um Krisen zu dokumentieren und darauf zu reagieren, indem es verschiedene Akteure einbindet, Informationsflüsse intensiviert und Ressourcen koordiniert. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit kann die Plattform in den unterschiedlichsten Kontexten eingesetzt werden, sei es bei Naturkatastrophen wie dem Erdbeben in Haiti 2010, Gesundheitskrisen wie der Corona-Pandemie oder politischen Unruhen wie denen in Kenia oder dem syrischen Bürgerkrieg.

    Durch die Vielfalt der Informationsquellen und ihre Zugänglichkeit für jede*n ermöglicht Ushahidi ein transparenteres Bild von undurchsichtigen Situationen und gibt marginalisierten Personen eine Stimme. Es ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Technologie und Gemeinschaftsengagement Hand in Hand gehen können, um positive Veränderungen in der Welt zu bewirken.

    Ushahidi demonstriert die Kraft von Gemeinschaften und Netzwerken im Krisenmanagement. In einer zunehmend vernetzten Welt zeigt es, wie gemeinsame Anstrengungen und die effektive Nutzung von Daten dazu beitragen können, humanitäre Notfälle zu bewältigen und auf Krisen zu reagieren.

    Geografische Karte mit eingezeichneten roten Punkte, die Erdbeben in Haiti 2010 darstellen

    Bildschirmfoto der Karte des Haiti Project auf ushahidi.com


    Information wo sie gebraucht wird: NetFreedom Pioneers

    In einer Zeit, in der der der Digital Divide zunehmend tiefer wird und gerade in Krisengebieten viele Menschen unter mangelnder Bildung, Zensur oder fehlendem Zugang zum Internet leiden, setzt sich NetFreedom Pioneers entschieden dagegen ein. Ihre Vision ist es, selbst den entlegensten Gemeinschaften und Minderheiten den Zugang zu Informationen, Bildungsmaterialien und Online-Netzwerken zu ermöglichen.

    Ein Instrument, mit dem NetFreedomPioneers diese digitale Kluft überwinden möchte, ist die Knapsack Content Station. Diese Plattform dient als Offline-Internetzugang und soll auch abgelegene und infrastrukturell vernachlässigte Gebiete mit wichtigen Informationen versorgen.

    Durch den Einsatz kostengünstiger, handelsüblicher Komponenten und weit verbreiteter Free-to-Air-Satellitenschüsseln ermöglicht die Knapsack Content Station den Zugang zu hochwertigen Bildungsmaterialien auch in traditionell unterversorgten Gemeinschaften. Während ein immer größerer Teil der Welt von den Vorteilen des Internetzugangs für die Bildung profitiert, wird die Kluft zwischen denen, die Zugang zu Informationen haben, und denen, die keinen Zugang haben, immer größer. Die Knapsack Content Station will diese Kluft überbrücken.

    In Zeiten von Krisen und politischer Instabilität ist der Zugang zu aktuellen Informationen und die Möglichkeit zur Vernetzung lebenswichtig. NetFreedom Pioneers widmet sich mit ihrer innovativen Arbeit der dringenden Aufgabe, digitale Barrieren zu überwinden und zeigt damit einmal mehr die entscheidende Bedeutung von Netzwerken auf.

    NASA Ansicht einer vernetzten, beleuchteten Stadt

    Foto von NASA auf Unsplash


    Animal Crossing, Counterstrike, Minecraft: Wenn Videospiele zu aktivistischen Plattformen werden

    Aktivismus und Protest im digitalen Raum sind längst keine Neuheit mehr. Doch nicht nur in sozialen Netzwerken mobilisieren sich Communities, um gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen. Von virtuellen Graffiti-Aktionen bis hin zu In-Game-Demonstrationen nutzen Spielende auf der ganzen Welt Videospiele, um politische Botschaften zu verbreiten und auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen.

    Ein frühes Beispiel für diese Form des digitalen Aktivismus sind die Velvet Strikes aus dem Jahr 2002. In Counter-Strike ermutigte eine von Aktivist*innen entwickelte Mod Spielende dazu, Anti-Kriegs-Graffiti an die Wände der Spielwelt zu malen. Diese Aktionen sollten die Spielenden dazu anregen, über die realen Auswirkungen von Krieg und Gewalt nachzudenken und eine öffentliche Diskussion darüber anzustoßen.

    Auch zur Umgehung von Zensur haben sich Videospiele als bewährt. Eine der wohl bekanntesten politischen Aktionen innerhalb eines Computerspiels ist die Uncensored Library. Die virtuelle Bibliothek, die 2020 anlässlich des Welttags gegen Internetzensur in Minecraft erstellt wurde, beherbergt Informationen und Berichte, die in autoritären Regimen zensiert sind. Durch die Nutzung von Gaming als Plattform konnten die Ersteller*innen der Uncensored Library einen sicheren und zugänglichen Raum für Meinungsfreiheit schaffen und gleichzeitig auf die Bedeutung der Pressefreiheit hinweisen.

    Die jüngsten Proteste in Hongkong haben gezeigt, wie Gaming als Form des politischen Widerstands genutzt werden kann. In dem beliebten Spiel “Animal Crossing: New Horizons” haben Spielerinnen und Spieler ihre Inseln in Orte des Protests verwandelt., indem sie Slogans, Plakate und Demonstrationsorte in das Spiel integrieren. Diese virtuellen Proteste dienten nicht nur dazu, auf die Situation in Hongkong aufmerksam zu machen, sondern auch als Ausdruck des Widerstands gegen autoritäre Regierungen und Unterdrückung. Das darauffolgende Verkaufsverbot des Spiels in chinesischen Online-Shops zeigt die weitreichenden Folgen eines solchen In-Game-Protestes.

    Die zunehmende Nutzung von Gaming als Protestform verdeutlicht die vielfältigen Möglichkeiten, die digitale Medien bieten, um politische Botschaften zu verbreiten und gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Von virtuellen Graffiti-Aktionen bis hin zu In-Game-Demonstrationen bieten Videospiele eine einzigartige Plattform für politischen Aktivismus, die von Menschen auf der ganzen Welt genutzt wird, um für ihre Rechte einzutreten und auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.

    Screenshot aus dem Spiel Animal Crossing: New Horizon mit Protestaktion: Free Hong Kong Revolution Now

    Bildschirmfoto des Spiels Animal Crossing von Joshua Wong via X

  • Digitale Kultur und internationale Projekte

    Foto: https://pinaryoldas.info/WORK/Designer-Babies-2013

    Digitale Kultur und internationale Projekte

    In unserem Kulturimpuls präsentieren wir spannende Projekte, Künstler:innen, Spiele u.v.m. rund um digitale Kultur und gesellschaftlichen Wandel. Dieses Mal u.a. mit Pinar Yoldas und einer digitalen Aktivismusbewegung!

    Pinar Yoldas – Dark Botany

    Pinar Yoldas, die bereits mit fünf Jahren ihre Kunst in der Türkei ausstellte, entdeckt heute als Designerin, Künstlerin und Forscherin verschiedene Kunstformen, um sich Themen wie Posthumanismus, Neurowissenschaften und feministischer Technowissenschaft zu widmen. Mit Projekten wie „An Ecosystem of Excess“, welches ein posthumanes Ökosystem aus imaginierten Organismen darstellt, oder mit „The Kitty AI: Artificial Intelligence for Governance“, einer Regierung, die von einer Katzen AI geführt wird, erforscht Yoldas spielerisch die Grenzen zwischen Wissenschaft, Technologie und Kunst. In ihrer Doktorarbeit „Spekulative Biologie: Neue Wege der Kunst im Zeitalter des Anthropozäns“ erkundete Yoldas außerdem Themen Ökozid, Unwahrnehmbarkeit und das Anthropozän. Yoldas verbindet spannende interdisziplinäre Elemente auf unerwartete Weisen und schafft damit innovative Kunstwerke, die zum Nachdenken anregen. Hier könnt ihr ihren re:publica Vortrag vom letzten Jahr zum Thema „Dark Botany:Speculative Biology for Climate Crisis“ anschauen.

    Pinar Yoldas: An Ecosystem of Excess, Ausstellung im Projektraum der Schering Stiftung, Detail “Stomaximus”, 2013.

    Be Water“ – The Future of Protest 

    Die Proteste in Hong Kong von 2019 bis 2020 zeichneten sich besonders durch innovative und künstlerische Formen von digitalem Aktivismus aus. Unter Einbezug von Musik und verschiedensten Technologien, konnten Aktivist*innen anonym und großflächig auf die Konsequenzen des geplanten Auslieferungsgesetzes aufmerksam machen, welches, unter anderem, die Auslieferung von Gefangenen an die Volksrepublik China beinhaltet. Der digitale Aktivismus wurde genutzt, um auf alternativen friedlichen Wegen Meinungen zu äußern ohne aktiv an den Protesten teilzunehmen. Auf diese Weise konnten Aktivist*innen durch die Nutzung von Pseudonymen ihre Identität schützen und zugleich große Menschenmassen erreichen. Die Protest-Kunst wurde inspiriert von Popkultur und den bildenen Künsten, dabei diente eine humorvolle Art und Weise dazu, die Spannung aus der Lage zu nehmen. Die Protest-Kunst bediente sich oft japanischer Anime und anti-autoritären Themen. In 2020, wurden die Hongkonger Aktivist*innen für ihren innovativen und kreativen digitalen Protest mit der Goldenen Nicas der Ars Electronia ausgezeichnet. Eric Siu und Joel Kwong reichten die Bewegung unter dem Titel „Be Water“ bei dem Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft ein. Die Bezeichung „Be Water“ spielt auf eine Aussage von Bruce Lee und meint die Fähigkeit sich Situationen entsprechend anzupassen und transformationsfähig zu sein. 

    Bruce Lee: “Be formless, shapeless, like water. Now you put water into a cup, it becomes the cup. You put water into a bottle, it becomes the bottle. You put it in a teapot, it becomes the teapot. Now water can flow or it can crash. Be water, my friend.”

    Diese Philosophie wurde von den Hongkonger Aktivist*innen adaptiert, indem sie durch die extrem dezentralisierte Bewegung stets ungreifbar für die Staatsgewalt blieben. 

    Foto von Chris Yang auf Unsplash

    Afrofuturismus 2.0: Das Black Speculative Arts Movement 

    Das Black Speculative Arts Movement ist eine globale Community der Afrikanischen Diaspora, die mithilfe von neuen spekulativen Methoden Wege sucht eine inklusivere zukünftige Gesellschaft zu schaffen. Die Bewegung vereint Künstler*innen und Interlektuelle aus verschiedensten Bereichen, unter anderem, dem Afrofuturismus, der Astro Blackness, oder den Black Science Fiction. Sie alle vereint sowohl die Auseinandersetzung mit dem Spekulativen und Design als auch mit Technologie und Ethik. Quentin VerCetty Lindsay ist Mitbegründer und Direktor des Black Speculative Arts Movements. In seiner Arbeit verbindet er die zweite Welle des Afrofuturismus mit neuen, inklusiven und intersektionalen Perspektiven auf öffentlichen Raum. Sein Projekt „Missing Black Technofossils Here“ ist ein futuristisches Werkzeug, um darauf aufmerksam zu machen, dass es zu wenige Denkmäler Schwarzer Körper in Teilen Kanadas gibt. VerCetty entwirft für das Projekt imaginäre Denkmäler für historische und gegenwärtige lokale Schwarze Persönlichkeiten, die an futuristischen öffentlichen Orten ausgestellt werden. Der Afrofuturismus 2.0 zeichnet sich insbesondere dadurch aus Gegengeschichten zur eurozentristischen Erzählung zu entwerfen und Wissen zu ergänzen. Damit rückt er Schwarze Leben und ihre Erfahrungen in den Vordergrund, um Schwarze Zukünfte zu imaginieren. 

    Joshua Glover Memorial: July 30, 2021. Image of monument sculpture entitled “Stepping Forward Into History” photo by Jose San Juan


    H.O.R.I.Z.O.N.

    Habitat One: Regenerative Interactive Zone of Nurture 

    H.O.R.I.Z.O.N. oder „Habitat One: Regenerative Zone of Nurture“ ist ein multi-player Computerspiel von dem Kunstkollektiv Institute of Queer Ecology und wurde für die Guggenheim Ausstellung 2020 namens „Countryside, The Future“ entwickelt. Das Spiel wurde zu einem Zeitpunkt kreiert als es wegen des Covid-19 Virus nicht möglich war in Ausstellungen zu gehen. Das zum Download bereitstehende H.O.R.I.Z.O.N. bot daher als partizipatives Kunstwerk innovative Möglichkeiten, an Künstler*innen- Vorträgen und Workshops teilzunehmen. Besucher*innen konnten außerdem Teil der interaktiven ‚digitalen Kommune‘ werden und so ihre Umwelt entdecken. Weltweit imaginieren Künstler*innen zukünftige Realitäten ohne Diskriminierung und erforschen gleichzeitig welche Rolle Technologien hierbei spielen können. Im Gegensatz zu großen Tech-Giganten, die oftmals eine kapitalistische Agenda verfolgen, versuchen viele digitale Künstler*innen den Nutzen von digitalen Technologien für marginalisierte Gruppen und mehr Klimabewusstsein hervorzuheben.

  • Digitale Kultur und internationale Projekte

    Still von Keiken, „Dream Time Life Simulation auf keiken.cloudnews

    Digitale Kultur und internationale Projekte

    In „Einblicke & Ausblicke“ präsentieren wir spannende Projekte, Kunst, Events u.v.m. rund um digitale Kultur und internationale Zusammenarbeit. In unserem Kulturimpuls präsentieren wir spannende Projekte, Kunst, Events u.v.m. rund um digitale Kultur und internationale Zusammenarbeit. Dieses Mal ist neben tollen künstlerischen und sozialen Projekten auch ein Podcast-Tipp dabei!

    Purple Code

    Kaum ein Podcast passt besser in diese Ausgabe von Konnektiv Impuls als “Purple Code”, ein Podcast, der sich intensiv mit intersektional feministischen Perspektiven in Bezug auf die digitale Gesellschaft und technologischen Fortschritt beschäftigt. Die drei Hosts Sana, Bianca und Lena führen Gespräche mit einer vielfältigen Bandbreite an Gäst*innen, darunter Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und alle Frauen*, die sich in digitalen Sphären engagieren. Dabei teilen sie ihre persönlichen Erfahrungen und Standpunkte sowie aktuelle Entwicklungen in der digitalen Gesellschaft.

    Zwei Folgen wollen wir besonders weiterempfehlen:

    Dieses Jahr war auch Renata Ávila, die bereits in der vorherigen Ausgabe von Konnektiv_Impuls im Interview auftrat, bei Purple Code zu Gast. Renata ist Menschenrechtsanwältin und berichtet über ihre Arbeit mit der indigenen Bevölkerung in Lateinamerika. Ihr Input beleuchtet systematische Unterdrückung und verdeutlicht, warum eine Analyse dieser Problematik eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien spielt.

    Wer an diesem spannenden Diskurs interessiert ist, findet die entsprechende Folge hier.

    In der ersten Folge dieses Jahres teilt Nakeema Stefflbauer ihre Erfahrungen in der Tech-Branche in New York, Toronto und Boston. In Berlin gründete sie schließlich die NGO “FrauenLoop”, die Frauen* mit verschiedensten Hintergründen die Möglichkeit gibt, Programmieren zu lernen und sich damit eine nachhaltige Karriere im Tech-Bereich aufzubauen. Nakeema erläutert hier, warum Diversität und die Einbindung von marginalisierten Personen in der Tech-Branche besonders wichtig sind. 

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    Foto von Joshua Hoehne auf Unsplash

    WOUGNET

    Das Women of Uganda Network (WOUGNET) ist eine nicht staatliche Organisation in Uganda, die Frauen und Frauenorganisationen dabei unterstützt, Informations- und Kommunikationstechnologien (ICTs) zu nutzen. Die Organisation setzt sich seit 2000 für Geschlechtergleichheit und nachhaltige Entwicklung ein, indem sie zur Entwicklung von inklusiven und gerechten Gemeinden beitragen möchte. Neben der Gemeindearbeit führt WOUGNET Forschung zu Internet- und ICT-Politiken durch und fördert den Zugang zu online Informationen für Frauen sowie deren und die Sicherheit von Frauen online. Die Organisation ist Mitglied in verschiedenen Netzwerken und nutzt verschiedene Kommunikationsmittel, um ihre Botschaft zu verbreiten. Sie bietet auch Schulungen und Workshops an, um die Beteiligung von Frauen an Technologie und Internet Governance zu stärken.

    Feminist Data Set

    Die Probleme, die mit Big Data, der Verwendung in größeren Kontexten und der Entwicklung von künstlichen Intelligenz generell einhergehen, sind mittlerweile allgemein bekannt. Das mehrjährige Kunstprojekt „Feminist Data Set“ will die KI-Landschaft aus einer feministischen Perspektive neu denken und gestalten. Zu diesem Zweck nimmt die Künstlerin Caroline Sinders jeden Aspekt des KI-Prozesses, von der Datenerhebung bis zum Algorithmusdesign, unter die Lupe, und prüft ihn auf seine Übereinstimmung mit den Prinzipien der Intersektionalität und Inklusivität. Die Datenerhebung findet in Workshops und Foren statt, um im Gegensatz zu herkömmlichen Datenerhebungen „langsame“ und „konsensuelle Daten“ für den weiteren Prozess zu nutzen. Das Projekt soll die Gesellschaft mit einbeziehen und sich als Protest gegen die klassische, von Technologiegiganten getriebene Entwicklung solcher Technologien stellen. Eine spannende Publikation zum Projekt gibt es hier.

    void, blue and pink swirls on a black backround

    Foto von Pawel Czerwinski auf Unsplash

    Keiken Collective

    Statt bloß passive Kunst zu präsentieren, lädt das Keiken Kollektiv dazu ein, in fesselnde, spekulative Welten einzutauchen. Hierbei wird die eigene Wahrnehmung und Körperlichkeit infrage gestellt, alternative Zukünfte werden erforscht und erlebt. Der Name des 2015 von Tanya Cruz, Hana Omori und Isabel Ramos gegründeten Kollektivs, “Keiken”, was auf Japanisch “Erfahrung” bedeutet, ist treffend gewählt. Die Künstlerinnen mit vielfältigen diasporischen Hintergründen nutzen verschiedenste Medien wie Film, Gaming, Installationen und erweiterte Realität, um zu erkunden, wie gesellschaftliche Einflüsse unsere Wahrnehmung und Emotionen prägen. Vergangene Projekte wie “Augmented Empathy” und “Morphogenic Angels” setzen sich mit Fragen der Identität in digitalen Räumen auseinander und entführen die Besucher*innen in faszinierende alternative Welten, die zugleich zum Nachdenken anregen. Wenn gerade keine Ausstellung in der Nähe ist, bietet die Folge “Into the Metaverse” des The Culture & Technology Podcasts eine Gelegenheit, mehr über die Hintergründe ihrer multidimensionalen Kunst zu erfahren.

    Still von Keiken, „Dream Time Life Simulation” auf keiken.cloudnews

  • Digitale Kultur und internationale Projekte

    Foto “I’ve got the power” von Falko One (@falko_fantastic) auf Instagram

    Digitale Kultur und internationale Projekte

    In „Einblicke & Ausblicke“ präsentieren wir spannende Projekte, Kunst, Events u.v.m. rund um digitale Kultur und internationale Zusammenarbeit. Diesmal mit dabei: Renata Ávila Pinto und Falko One.

    African Space Makers

    Mit VR einen immersiven Einblick in die Kreativräume Afrikas erhalten? Die VR-Doku-Fiktionsreihe African Space Makers lässt uns in der Rolle diverser Innovator*innen verschiedene Makerspaces und kreative Projekte in Nairobi und deren sozialen und politischen Einfluss erkunden. Die von The Nrb Bus, Black Rhino VR und INVR.SPACE produzierte Serie startet mit 5 Folgen in die erste Staffel, angekündigt ist schon eine zweite Staffel, in welcher wir einen weiteren urbanen Hotspot Afrikas erkunden können!

    Ein Film-Still der Dokumentation African Space Makers. Der Hintergrund ist eine Illustration 
verschiedener Gendersymbole in Weiß auf schwarzem Hintergrund.  Unten in der Mitte sind zwei mittels Greenscreen eingefügte Personen, von denen eine eher weiblich gelesen ist, die andere eher männlich.   Sie stehen vor jeweils einem Pfeil im illustratorischen Stil, der in ihre Richtung zeigt.

    Foto von AFRICAN SPACE MAKERS auf africanspacemakers.space

    Reworlding

    Der Serpentine Podcast “reworlding” erforscht Praktiken der Imagination, die durch aufstrebende Technologien in unserer Realität auf neue und zugängliche Weise Gestalt annehmen. In fünf Episoden werden verschiedene Künstler*innen, Designer*innen, Autor*innen und Menschen, die unsere Wahrnehmung der Realität neu gestalten wollen, eingeladen, um über ihre eigenen Visionen und Projekte zu sprechen und die Vorstellungskraft der Zuhörenden anzuregen und herauszufordern.

    Open Knowledge Foundation

    Für unser erstes Konnektiv_Impuls Interview hatten wir passend zu unserem Open Source-Schwerpunkt der Ausgabe die Ehre, mit Renata Ávila zu sprechen. Neben zahlreichen Engagements rund um das Themenfeld Technologie und Gesellschaft ist die Menschenrechtsanwältin seit 2021 Geschäftsführerin der Open Knowledge Foundation.

    Die internationale gemeinnützige Organisation, setzt sich für Offenheit, Transparenz und das Teilen von Daten und Informationen ein. Ihre Mission ist es, durch Veranstaltungen, die Entwicklung von Tools und Standards sowie die Unterstützung von Projekten und Gemeinschaften auf eine offene Zukunft hinzuarbeiten, in der der Zugang zu Wissen für alle gewährleistet ist.

    Die Förderung der digitalen Mündigkeit und des ethischen Umgangs mit Technologien gehört ebenfalls zu den Zielen der Organisation.

    Weitere Informationen zum Thema Open Knowledge und Data finden Sie auf der Website.

    Renata Ávila Pinto

    Foto von Renata Ávila Pinto, Expertin für globale Digitalpolitik, Geschäftsführerin der Open Knowledge Foundation und Interviewpartnerin im ersten Konnektiv Gast-Impuls.

    Digital Civil Society – Access OpenTech

    Schon unseren Artikel zum Thema FOSS (Free Open Source Software) gelesen? Dieser erschien letzten Monat im Rahmen einer spannenden Veröffentlichung des Instituts für Auslandsbeziehungen, die sich mit verschiedenen Aspekten von FOSS beschäftigt.

    In essayistischen Beiträgen und Interviews beleuchtet die Publikation, wie offene Software zu einer digital souveränen Zivilgesellschaft beiträgt, welche Freiheiten dadurch ermöglicht werden und wie empowernd sich die Arbeit mit offener Software anfühlen kann. Es freut uns sehr, dass wir mit einem Artikel einen Teil zu der im Rahmen des crossculture-Programms entstandenen Publikation beitragen konnten.

    Falko One

    Das Werk „I’ve got the power” des südafrikanischen Street-Art-Künstlers Falko One ziert den Titel dieses ersten Kulturimpulses. Konnektiv hatte das Glück, das Bild im letzten Jahr für unser Büro erwerben zu können und damit RLABS zu unterstützen.

    Falko One schuf sein erstes Graffiti 1988 und war in seinen Anfängen stark von der Hip-Hop-Kultur beeinflusst. Seitdem hat er sich mit seiner Kunst einen Namen als einer der wichtigsten Street-Art-Künstler der Welt gemacht. Falko One legt besonderen Wert darauf, seine Kunst nicht intrusiv zu gestalten, sondern in Einklang mit der lokalen Umgebung und Gesellschaft zu bringen und so Kunstwerke zu schaffen, die mit Wänden und Gebäuden zu verschmelzen scheinen.

    Der Künstler ist temporärer Aussteller in der RLABS-Galerie. RLABS ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Kapstadt, die sich für den Aufbau und die Stärkung lokaler Gemeinschaften einsetzt. Durch Beratung, Bildungsangebote, Workshops und Veranstaltungen im eigenen Innovation Lab fördert RLABS Innovation und starke lokale Netzwerke.

    Foto “I’ve got the power” von Falko One (@falko_fantastic) auf Instagram